Marjetica Potrč

* 1953 in Ljubljana, Slowenien

Kunst- und Architekturstudium in Slowenien

Lebt und arbeitet in Europa, Venezuela, Mexiko und in den USA

Schwerpunkte: Öffentliche Plätze, Kunst im öffentlichen Raum, Infrastruktur im Globalen Süden 

Zur Person

Marjetica Potrč, Tochter eines Schriftstellerpaars, studiert Architektur und Bildhauerei in Ljubljana. 1990 wandert sie in die USA aus und realisiert dort erste Installationen und Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Weitere Schaffensorte sind Berlin, Hamburg, Venedig, Boston, Caracas und Johannesburg, wo sie in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung Projekte entwickelt, die sie selbst als „Placemaking“ (gemeinsam Platz schaffen) und „Ritual of Transition“ (Rituale der Veränderung) bezeichnet.

Ihre Werke sind regelmäßig auf der Biennale in Venedig und São Paulo sowie in Ausstellungen in Frankfurt, London und Boston zu sehen. 2001 widmet ihr das Guggenheim-Museum in New York eine Solo-Ausstellung. Von 2011 bis 2018 ist sie Professorin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, darüber hinaus unterrichtet sie in Venedig sowie am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston. Seit 2018 lebt sie wieder in ihrer Heimatstadt in Slowenien. 

Zur Arbeit

Marjetica Potrč beschäftigt sich mit Installationen (Architectural Case Studies) und Kunst im öffentlichen Raum. Ihre Leidenschaft jedoch ist die Schnittstelle zwischen Urbanität und technischer Infrastruktur, der sie sich vor allem in dicht bevölkerten Entwicklungsgebieten widmet. In Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung in Venezuela und Südafrika baut sie Straßen, Parkanlagen, Trockentoiletten und Regenwasser-Zisternen.

Die Projekte erwecken einen alltäglichen, ja fast banalen Eindruck. Das Phänomen ist gewollt, handelt es sich doch einerseits um Selbstermächtigung und Identifikation mit dem Lebensort, andererseits um direkte Kritik an der Bau- und Immobilienwirtschaft, in der das Selbstverständliche oft zum unbezahlbaren Luxusgut wird.

Mit Aussagen wie etwa „Ich kreiere keine Skulpturen, ich baue Mauern und Notwendigkeiten“ wendet sich sie bewusst gegen das Kunst-Establishment. 

King’s Cross Pond, London, Großbritannien
Ähnlich wie auf den ehemaligen Gleisanlagen am Wiener Süd- und Nordbahnhof wurde der Londoner Bahnhof King’s Cross in den letzten Jahren zu einem Wohn- und Business-Quartier ausgebaut. Zur Stärkung der Identifikation mit dem Ort sollte im Auftrag der Projektentwickler ein temporäres Kunstprojekt entstehen.

In Zusammenarbeit mit dem Rotterdamer Architekturbüro OOZE hat Marjetica Potrč ein Freibad gebaut, das von Mai 2015 bis Oktober 2016 für nur 3,50 Pfund Eintritt beschwommen werden konnte. Der Ökoteich unter dem Titel Of Soil and Water, der erste seiner Art in ganz Großbritannien, hat aber nicht nur Menschen, sondern auch Fauna und Flora angelockt.

Obwohl sich rund 5.000 Menschen in Form einer Petition dafür eingesetzt haben, den ganzjährig betriebenen Pool zu erhalten, wurde das Projekt beendet. Der King’s Cross Pond ist ein Beispiel dafür, wie Kunst die Stadt mitgestalten und das urbane Leben nachhaltig beeinflussen kann.