Lina Bo Bardi

* 1914 in Rom, Italien / † 1992 in São Paulo, Brasilien

Architekturstudium in Italien, beruflicher Werdegang in Italien und Brasilien

Projekte: Wohnhäuser, Kirchen, Kultur- und Sportstättenbau, Sanierung des historischen Stadtzentrums von Salvador da Bahia, Brasilien

Zur Person

Lina Bo Bardi wird in Rom geboren und schließt ihr Architekturstudium mit dem Entwurf für ein Geburtshaus für unverheiratete Mütter ab. Ihre ersten Berufsjahre absolviert sie bei Gio Ponti in Mailand im Bereich Möbeldesign und Stadtplanung. Aufgrund der schlechten Auftragslage im Zweiten Weltkrieg arbeitet sie als Grafikerin und Journalistin und übernimmt 1943 die Chefredaktion der Architekturzeitschrift Domus, die bis heute zu den führenden internationalen Fachmedien zählt.

1946 wandert sie mit ihrem Mann, einem Journalisten und Kunstkritiker, nach Brasilien aus. Mit dem Bau der neuen Hauptstadt Brasília von 1956 bis in die späten Siebzigerjahre erlebt das Land einen baukulturellen Aufschwung, sodass Lina Bo Bardi ihren Beruf wieder aufgreifen kann. Bis kurz vor ihrem Tod 1992 ist sie als Architektin und Stadtplanerin im ganzen Land tätig. 

Zur Arbeit

Lina Bo Bardis Œvre erstreckt sich über ein halbes Jahrhundert. Zu ihren berühmtesten Projekten zählen das Kultur- und Sportzentrum Fábrica da Pompéia und das MASP Museum für Moderne Kunst in São Paulo, wo sie unter dem Gebäude einen überdachten Platz schuf, der von der Bevölkerung bis heute als schattiger öffentlicher Freiraum genutzt wird.

Zunehmend widmet sich Dona Lisa, wie sie von ihren Angestellten und Bauarbeitern genannt wird, den Einkommensschwächsten in der Bevölkerung und entwickelt eine arquitectura pobre, eine Architektur der Armen. Sie verweigert technische Pläne als Kommunikationsmittel und entwirft die architektonischen Details stets gemeinsam mit den Bauarbeitern vor Ort.

1986 plant sie die Neugestaltung des historischen Stadtzentrums von Salvador da Bahia. Mit Brunnen, Sonnenschirmen und öffentlich benutzbaren Wasserfällen wirkt sie dem tropischen Klima der Stadt entgegen. 

Kultur- und Sportzentrum SESC Pompéia, São Paulo, Brasilien

Die Organisation SESC (Serviço Social da Comércio, Sozialer Handelsdienst) wurde 1946 von der brasilianischen Handelsgewerkschaft gegründet, um ihren Abertausenden Arbeitern und deren Familien medizinische Versorgung sowie kulturelle und sportliche Freizeitangebote zu bieten.

Eines von insgesamt 35 SESC-Zentren in São Paulo befindet sich auf dem Areal der ehemaligen Fábrica da Pompéia, die Lina Bo Bardi nach langem Leerstand zwischen 1977 und 1986 zu einem Kultur- und Sportzentrum umbaut. Ein neu geschaffener Betonturm umfasst ein Schwimmbad sowie mehrere übereinander gestapelte Turnhallen.

Über Brücken gelangt man zu den Treppen, Toiletten und Umkleideräumen im Nachbarturm. Die bewusst breit dimensionierten Stege dienen nicht nur als Aussichtsplattform, sondern auch als Begegnungszone für die Turnerinnen und Sportler. Bis heute gilt die SESC Pompeía als Paradebeispiel für gebaute Sozialisation.