Leila Araghian

* 1983 in Teheran, Iran

Studium im Iran, in Kanada und in Deutschland, beruflicher Werdegang im Iran

Projekte: Öffentliche Plätze, Verkehrsbauten, Freizeiteinrichtungen, Membranstrukturen

Zur Person

Leila Araghian studiert Architektur an der Shahid Beheshti University in Teheran, an der Hochschule Anhalt in Deutschland sowie an der University of British Columbia in Vancouver, Kanada. Im Alter von nur 22 Jahren gründet sie gemeinsam mit ihrem Partner Alireza Behzadi das Büro Diba Tensile Architecture, das sich auf die Planung und Errichtung von ingenieurmäßigen Konstruktionen im öffentlichen Raum spezialisiert. Für die Tabiat-Fußgängerbrücke in Teheran wird sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet – darunter mit dem Architizer A+ Award 2015 und dem renommierten Aga Khan Award 2016.

Obwohl sie mit ihren jüngsten Projekten weltweite Bekanntheit erlangt hat, leidet die Architektin unter der politischen Situation im Iran: Aufgrund der Sanktionen gegen das Land wurde ihr beispielsweise die Teilnahme am britischen World Architecture Festival verwehrt, was international zu Unmut und Protesten führte. 

Zur Arbeit

Aufgrund des heißen Klimas zeichnet sich die persische Architektur von jeher durch eine beeindruckende, kreative Verschattungskultur aus. Dies zeigt sich nicht nur in den Vorhöfen und Arkadengängen von Moscheen und Palästen, sondern auch in den überdachten Ziegelbrücken aus dem 17. Jahrhundert, die etwa die historische Altstadt von Isfahan prägen.

Auf genau dieser Tradition baut Leila Araghians Konzept auf: Sie beschäftigt sich in erster Linie mit der Produktion und Errichtung von Leichtbau-Zeltkonstruktionen. Mit den gespannten Kunststoff-Segeln, die in einer ähnlichen Form im Olympiapark in München sowie am Urban-Loritz-Platz in Wien zu sehen sind, können aufgrund des geringen Gewichts große Spannweiten überwunden werden.

Bislang sind auf diese Weise überdachte Plätze, Märkte und Amphitheater entstanden. Die Leichtigkeit, Eleganz und mathematische Präzision ihrer Konstruktionen und Membrandächer zeigen eine neue, moderne Facette des Iran. 

Tabiat Bridge, Teheran, Iran

Die 270 Meter lange Fußgängerbrücke in Abbas Abad im Norden Teherans überspannt nicht nur eine Autobahn, sondern verbindet zugleich zwei öffentliche Parkanlagen miteinander. Dank dem dreidimensionalen, organisch geformten Stahlfachwerk konnte die Lastabtragung auf drei baumartige, sich verästelnde Pfeiler reduziert werden.

Auf verschiedenen Ebenen und Vorsprüngen mit teils sonnigen, teils schattigen Holzdecks entsteht ein neuer Stadtraum zum Gehen, Stehen, Sitzen. An der breitesten Stelle der Brücke wurde sogar ein Open-Air-Café mit Bar und Gastgarten eingerichtet.

Leila Araghians Vision, nicht nur eine Verbindung, sondern selbst schon einen öffentlichen Freiraum mit Verweilqualitäten zu schaffen, ist Wirklichkeit geworden. Allein im ersten Jahr wurden rund vier Millionen Besucher gezählt. Die vielfach ausgezeichnete Tabiat Bridge ist ein urbanes Beispiel dafür, wie leicht und schön der Weg zum Ziel werden kann.