Grafton Architects

Yvonne Farrell * 1951 in Tullamore, Irland

Shelley McNamara * 1952 in Lisdoonvarna, Irland

Architekturstudium, Professur am University College in Dublin, Vorträge und Lehrtätigkeiten in aller Welt

Projekte: Großmaßstäbliche Campus-Projekte für Bildung, Sport und Verwaltung

Zu den Personen

Yvonne Farrell und Shelley McNamara studieren Architektur am University College in Dublin und haben bereits kurz nach Abschluss ihres Studiums diverse Lehrtätigkeiten. 1978 gründen sie in der Grafton Street – ganz pragmatisch benannt – ihr eigenes Architekturbüro Grafton. Yvonne Farrell ist zudem Gründungsmitglied der Group 91, die in den Neunzigerjahren für die Revitalisierung des Dubliner Stadtteils Temple Bar verantwortlich zeichnet. Heute zählt Grafton zu den weltweit größten Architekturbüros unter ausschließlich weiblicher Führung.

2018 übernehmen Yvonne Farrell und Shelley McNamara die Leitung der Architektur-Biennale in Venedig, die sie unter das Motto „Freespace“ stellen. 2020 werden sie – wie auch schon Zaha Hadid und Kazuyo Sejima – mit dem renommierten Pritzker-Preis ausgezeichnet. Einer der Gründe dafür ist, dass Grafton in der Lage ist, selbst große, gigantische Bauwerke mit einer gewissen emotionalen, sozialräumlichen Sensibilität zu meistern. 

Zur Arbeit

In den ersten Jahren beschäftigt sich Grafton vor allem mit der Planung von Kindergärten, Schulen und Universitätsbauten. Mit der Weltfinanzkrise 2008 jedoch geht die öffentliche Bautätigkeit in Irland stark zurück, und das Büro ist gezwungen, aktiv an internationalen Wettbewerben teilzunehmen. Mit Erfolg: Mit der Fertigstellung der Università Luigi Bocconi in Mailand 2008 erlangen Yvonne Farrell und Shelley McNamara auf einen Schlag globale Bekanntheit.

In den Folgejahren entstehen viele weitere Bildungsbauten wie etwa die University of Limerick, die Kingston University in London, die School of Economics in Toulouse, der Universitätscampus UTEC in Lima sowie das sich derzeit in Bau befindliche Timberlands Center for Design and Materials Innovation an der University of Arkansas in Fayetteville, USA.

Eine Gemeinsamkeit aller Projekte ist die archaische Wucht und Großmaßstäblichkeit mit weiten, öffentlichen Räumen, die Grafton selbst als „gebaute Geografie“ bezeichnet. 

UTEC University, Lima, Peru
Beim neuen UTEC-Universitätscampus in Lima, Peru, kann man den Einfluss von Lina Bo Bardi entdecken, die Yvonne Farrell und Shelley McNamara immer wieder als Vorbild zitieren. Das 2015 fertiggestellte Bauwerk steht nur wenige hundert Meter neben der Küste, an der die Stadt am Pazifik mit einer bis zu 30 Meter hohen, schroffen Felswand abrupt endet.

Grafton lässt sich von dieser Dramatik inspirieren und gestaltet den Campus als vertikale, stadträumliche Struktur. Während sich die Straßenseite im Norden als künstliche Klippe mit Theater, Auditorium und Konferenzräumen präsentiert, entfaltet sich die Südwand zu einem kaskadenartigen Garten mit Wegen, Treppen, Rampen, Höhlen und begrünten Flächen.

Auf dem Dach, dem höchsten Punkt dieses Terrassengebirges, befindet sich nicht etwa die Chefetage, sondern – basisdemokratisch positioniert – die Universitätsbibliothek mit Blick auf die Stadt. Über einen grünen Gartenkorridor ist der UTEC-Campus fußläufig mit dem Meer verbunden.