* 1975 in Paris, Frankreich
Literaturstudium in Grenoble, Frankreich, Textilkunst-Studium in Brighton, Großbritannien
Projekte: Textilkunst, Möbeldesign, Kunst im öffentlichen Raum
Zur Person
Camille Walala, eigentlich Camille Vic-Dupont, wächst in Piégon in der Provence auf und erlebt das Dorf und die umliegende Landschaft – vor allem im Frühjahr – als bunten, blühenden Reigen. Seit damals ist sie der Welt der Farben verfallen, doch schon als Kind empfindet sie das Zeichnen und Malen auf Papier als materielle Verschwendung. Viel lieber bemalt sie stattdessen bereits bestehende Oberflächen und Objekte.
Nach ihrem Literaturstudium 1998 zieht sie nach London, wo sie sich zu Beginn als Köchin, Kellnerin und Schlagzeugerin finanziell über Wasser hält, nebenbei aber bereits eine Kunstschule besucht und schließlich Textilkunst im südenglischen Brighton studiert. 2009 gründet sie ihr eigenes Studio.
Mit ihren charakteristischen Designs in Schwarz, Weiß und knalligen Farben zählt sie heute – gemeinsam mit den KünstlerInnen Yinka Ilori, Morag Myerscough und Adam Nathaniel Furman – zu den sogenannten „New London Fabulous“.
Zur Arbeit
Von Anfang an fühlt sich Camille Walala von der Postmoderne sowie von der Achtzigerjahre-Gruppe Memphis angezogen. Ihren für sie typischen Stil jedoch entwickelt sie nach einprägsamen Reisen ins farbenfrohe Mexiko sowie zu den Ndebele in Südafrika.
In ihren ersten Jahren entwirft sie Kleidung, Schuhe, Teppiche, Swatch-Uhren sowie Funktionskleidung für den Baumaschinenhersteller Caterpillar. Doch schon bald wird ihr der Mode- und Design-Maßstab zu klein, und sie beschließt, ihre charakteristischen Ornamente auf die Stadt zu übertragen – auf Hausfassaden, Straßenbeläge und Stadtmobiliar.
Was sich zu Beginn noch in illegalen Guerilla-Aktionen manifestiert, stößt in der lokalen Kunstszene, in der Londoner Stadtverwaltung und nicht zuletzt in der internationalen Immobilienwirtschaft schon bald auf großes Interesse. Heute sind ihre großmaßstäblichen Konzepte und Kunstaktionen nicht nur in der britischen Hauptstadt zu finden, sondern auch in New York, Arkansas, Hongkong sowie auf Mauritius.
White City Place, London, Großbritannien
Schon etliche Male hat Camille Walala in London ihre Handschrift hinterlassen. Zu den realisierten Projekten zählen etwa „Walala Parade“ in Leyton, „Better Bankside“ in der Southwark Street sowie die Adams Plaza Bridge in Canary Wharf. Mit der Street-Art-Installation „Les Jumeaux“ (Die Zwillinge) bei der U-Bahn-Station White City werden nun erstmals vertikale und horizontale Elemente miteinander kombiniert.
Das im Sommer 2020 fertiggestellte Kunstwerk besteht aus sieben Murals an den Fassaden des Television Centre und des WestWorks Building sowie aus zwei stark gemusterten Fußgängerübergängen über die Wood Lane und die South Arica Road.
Die kräftigen Farben und geometrischen Ornamente sind nicht nur ein Farbtupfer im grauen London, sondern auch eine verkehrstechnische Sicherheitsmaßnahme: Einerseits werden die Passanten aufgefordert, nach links und rechts zu schauen, andererseits fahren die Autos aufgrund der optischen Irritation mit weniger Tempo in die Kreuzung hinein. Die Zahl der Unfälle ist seitdem auf Null gesunken, die Zahl der Grinser in den Gesichtern der Londonerinnen zugleich kräftig gestiegen.