Marion Mahony Griffin

* 1871 in Chicago / † 1961 in Chicago, USA

Architekturstudium in den USA, beruflicher Werdegang in den USA sowie in Indien und Australien

Projekte: Interior-Design, Wohnhäuser, Kultureinrichtungen, Landschafts- und Stadtplanungsprojekte

Zur Person

Marion Mahony Griffin wächst in Chicago auf und ist 1894 die zweite Frau, die am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston ein Architekturstudium abschließt. Damit ist sie eine der ersten lizenzierten Architektinnen weltweit. Sie arbeitet mit Frank Lloyd Wright zusammen und erstellt für ihn Architekturzeichnungen. Mit ihren perspektivischen Darstellungen, die von japanischen Drucken beeinflusst sind, gibt sie seinen Entwürfen ein Gesicht.

1911 nimmt sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Walter Burley Griffin am internationalen Wettbewerb für den Masterplan der neuen australischen Hauptstadt Canberra teil und gewinnt den 1. Preis. Um das Projekt betreuen zu können, wandern die beiden 1914 nach Australien aus. In den 1930er-Jahren arbeiten sie in Indien und bauen die Universitätsbibliothek in Lucknow. 1939 kehrt Marion Mahony Griffin nach Chicago zurück, wo sie bis zu ihrem Tod lebt. 

Zur Arbeit

In ihren ersten Berufsjahren bei Frank Lloyd Wright entwirft Marion Mahony Griffin Möbel, Glasmalereien und dekorative Architekturelemente. Als Wright im Jahr 1909 unerwartet nach Europa zieht, beaufsichtigt sie die Fertigstellung zahlreicher unvollendeter Projekte.

In Australien realisiert sie ihre ersten eigenen Bauten: Während ihr Mann Walter zum Planungsdirektor des Hauptstadtbaus ernannt wird, plant sie zahlreiche Gebäude in Sydney und Melbourne, darunter Privatvillen, Kaffeehäuser sowie das berühmte Capitol Theatre im prächtigsten Art Déco. Es folgen etliche Landschafts- und Stadtplanungsprojekte. Zu diesem Zweck gründen die beiden die Greater Sydney Development Association (GSDA).

Ihrem Gestaltungsprinzip der sozialen, demokratischen Stadt bleibt sie auch in ihren Projekten im hohen Alter in Chicago treu. Marion Mahony Griffin ist Mitglied diverser feministischer Reformverbände und gilt bis heute als Wegbereiterin für die Emanzipation von Frauen in technischen Berufen. 

Masterplan Canberra, Australien
1901 schlossen sich sechs britische Kolonien zum Australischen Bund zusammen. Nachdem zwischen Sydney und Melbourne ein Streit um den Hauptstadt-Status entbrannt war, beschloss die Regierung, am Reißbrett eine neue Hauptstadt namens Canberra zu planen. 1911 wurde ein internationaler Wettbewerb ausgeschrieben, an dem 137 Büros teilnahmen. Am 23. Mai 1912 wurde Walter Burley Griffins Gartenstadtprojekt – denn offiziell scheint auf den Einreichunterlagen nur sein Name auf – zum Sieger erklärt.

Zwei Punkte haben die Jury überzeugt: Im Gegensatz zu anderen Entwürfen wurde versucht, die natürliche Landschaft zu erhalten und die Stadtstruktur der Topografie anzupassen. Ausschlaggebend war nicht zuletzt die künstlerische Darstellung der Pläne: Die Perspektiven und Aquarelle von Marion Mahony Griffin ragten aus der Masse an technischen Zeichnungen heraus und zeigten das künftige Canberra aus verschiedenen Blickwinkeln. Damit revolutionierte sie die Planung und Darstellung von urbanen Gefügen.